Familie Walter (Syn.: Valter)
Die Familie Walter hat ihre bislang nachweisbaren Wurzeln in Ungarn, genauer gesagt im Süden Ungarns. Der Lebensmittelpunkt ist die Ortschaft Maraza (dt. Marase) nahe der Stadt Kéménd. Diese Orte gehören zum Komitat (Bezirk) Baranya. Zuständige Diözese ist Pécz (dt. Fünfkirchen).
Das Gebiet des Komitats Baranya ist in gewaltsamen Auseinandersetzungen gegen die Türken 1686/87 von den Habsburgern erobert worden. Um die menschenleere Gegend zu besiedeln, wurden ab 1720 Siedler sowohl aus Ungarn als auch aus vornehmlich mitteleuropäischen Gebieten angeworben; darunter: Lothringer, Elsässer, Pfälzer, Schwaben usw. (s. Fachliteratur). Scheinbar ist der Begriff ,,Schwaben" so etwas wie ein Sammel- oder Oberbegriff geworden. Es entwickelt sich auch der Begriff ,,schwäbische Türkei" für die Baranya.
Die Ansiedlung geschah in mehreren Wellen, und es ist zu vermuten, dass die Walters im Zuge dieser Besiedlung sich im Raum Kéménd zwischen 1720 und 1740 niederließen. Die Kirche Kéménds war denn auch der religiöse Bezugspunkt. Der Dialekt in Kemend klang wohl hessisch-fränkisch. Zwischen der Abtei Pécsvarad und dem Stift Fulda bestanden nachweislich gute Beziehungen.
Die bislang zur Verfügung stehenden Kirchenbücher reichen bis in die zweite Hälfte des 18. Jhd.
Da die Landschaft um Himeshaza erst spät besiedelt wird, ist anzunehmen, dass Caspar Walter zugewandert ist. In den Kirchenbücher der Umgegend ist er nicht zu finden. Aus den Abhandlungen der AKdFF ist zu entnehmen, dass ein Casparus Walter aus Sulzbach/Gr. ausgewandert ist. Eine lückenloser Beweis einer Verbindung konnte aber bisher nicht erbracht werden.
Verbindung der Familien Walter (Casparus) [2. Ehe] und Apfel-Poch (Elisabetha), 1745 Himeshaza
Im Kirchenbuch Himeshaza wird Caspar als ,,Wittwer" bezeichnet. Wahrscheinlich hieß die erste Frau Maria. Aus dieser Verbindung enstammten zwei Kinder.
1745 heiratete der Witwer Caspar(us) die Elisabeth Apfelpoch. Sie stammte, wenn der Eintrag des Geistlichen stimmte, ebenfalls aus Himeshaza. Eine Geburtsurkunde findet sich nicht in den Kirchbüchern, so dass anzunehmen ist, dass Elisabetha mit ihren Eltern nach Himeshaza zugewandert ist.
Das Ehepaar hat nachweislich in den KB sieben Kinder. Für unsere Linie ist der Erstgeborene, Johann Adam [I] *1747, das Bindeglied zu den nächsten Generationen.
Verbindung der Familien Walter (Adamus I) und Stogl (Magdalena), Kemend 1767
Die Kirche in Kemend war für viele Brautleute der umliegenden Ortschaften scheinbar ein attraktiver Ort für die Hochzeit. Normalerweise sollten in den Kirchenbücher nicht nur die Namen, der Herkunftsort und das Alter der Brautleute, sondern auch die Namen der Eltern genannt werden. Leider war der Pfarrer in Kemend sehr sparsam mit den Angaben, weder das Alter der Brautleute noch deren Eltern werden erwähnt. Somit ist die Einordnung in unsere Linie noch nicht vollständig sicher, obwohl kein anderer Adam Walter zu dieser Zeit im Raum Kemend-Himeshaza heiratet.
Die Braut hieß wahrscheinlich Magdalena Stogl, die Bezeichnung Stoglerin ergibt sich der Anbindung der Endung, um das weibliche Geschlecht anzuzeigen.
Der Wohnort des Bräutigams könnte das Dorf Maraza gewesen sein, da die nachfolgenden erbberechtigten Generationen den elterlichen Hof als sog. ,,colonus" (Bauer) übernehmen.
Der Ehe zwischen Adam(us) und Magdalena konnten bislang vier Kinder zugeordnet werden. Unsere direkte Linie der Walters setzt Sohn Georg fort, der 1777 in Maraza geboren wird.
Johann Adam wird nur 38 Jahre alt.
Die Witwe Magdalena heiratet im folgenden Kalenderjahr Johann Georg Müller in Kemend.
Magdalena verstirbt im 52. Lebensjahr. Über das Schicksal der übrigen sechs Kinder ist nichts bekannt.
Verbindung der Familien Walter (Georg ) und Koch (Anna Maria), Kéménd 1799.
Der Bauer Georg Walter, 1777 geboren, heiratet in der Kirche zu Kéménd Anna Maria Koch am 26.12.1799. Sie stammt aus dem Dorf Szabar (Sawer).
Dieser Verbindung konnten bislang vier Nachkommen zugeordnet werden. Der älteste Sohn, Adam, wird 1809 in Maraza geboren und Stammhalter unserer männlichen Linie der Walters.
Vater Georg(ius) verstirbt 1817 im Alter von nur 40 Jahren!
Mutter Anna Maria heiratet in zweiter Ehe 1818 den Nikolaus Raimlinger. Ihre Kinder sind noch nicht volljährig. Wohnort bleibt Maraza. Aber auch Sie verstirbt im Alter von nur 40 Jahren !
Die noch nicht volljährigen Kinder, so auch Adam, bleiben beim Stiefvater in Maraza.
Verbindung der Familien Walter (Adam II) und Antal (Anna), Kéménd 1840
Sohn Adam bleibt in der Gegend und heiratet die wesentlich jüngere Anna Antal. Eine Geburtsurkunde Annas konnte noch nicht gefunden werden.
Es ist davon auszugehen, dass Adam und Anna einen Hof bewirtschaften (Maraza Nr. 60). Aus ihrer Verbindung konnten bisher vier Kinder nachgewiesen werden, darunter ein Sohn Christoph [I], der mit nur 8 Jahren verstarb. Es war oft Sitte, dass der nächste Sohn den gleichen Namen bekam. So geschah es am 10. August 1845. Der zweite Christoph, unser direkter Vorfahre, wird das elterliche Erbe in Maraza übernehmen.
Verbindung der Familien Walter (Christoph) [1. Ehe] und Krikler (Clara), Kéménd 1867
Auch Christoph wird wohl als Bauer in Maraza gelebt haben. Er lernt die Witwe Clara Krikler kennen, die aus dem Nachbardorf Püspöklak stammt. Ihre Eltern sind Niklas Krikler und Barabara Appel. Clara war in erster Ehe 1862 verheiratet. Das Paar lebt im Haus Nr. 63
1867 wird die Ehe in der Wallfahrtskirche in Kéménd geschlossen.
Aus dieser Verbindung entstammt Sohn Johann (Janós), unser Urgroßvater, der am 10. Juli 1868 in Maraza geboren wird.
Wahrscheinlich nach einer Zwillingsgeburt verstirbt Johanns Mutter Clara, geb. Krikler in Maraza.
Christoph wird in zweiter Ehe Christina Hafner ehelichen. .
Verbindung der Familien Walter (Christoph) [2. Ehe] und Hafner (Kristina), Kemend 1872
Aus der zweiten Ehe gehen zwei Kinder hervor, Sohn Michael *1873 verstirbt kurz nach dem Tod seiner Mutter. Schwester Anna wurde 1878 geboren.
Das Sterbedatum Christophs ist noch unbekannt.
Verbindung der Familien Walter (Johann) und Knöbel (Anna Lucia), Kéménd 1891
Sohn Johann aus erster Ehe hatte aufgrund des Todes seiner Mutter Clara Krikler sicherlich keine schöne Kindheit, wie viele Kinder seiner Zeit muss er arbeiten; das Hüten der Ziegen war dabei eine Pflichtaufgabe. Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt lernt er Anna Knöbel kennen, die aus Püspöklak stammt (s. Seite Knöbel). Die Ehe wird wie bei den Walters üblich in Kéménd geschlossen.
Die ersten beiden Kinder dieser Ehe werden in Ungarn geboren. Wenige Jahre später um die Jahrhundertwende entschließen sich die Eheleute, ihre Heimat Ungarn zu verlassen und nach Deutschland zu übersiedeln. Zielort ist der Raum Lünen, genauer gesagt das damalige Amt Altenderne. Was war der Grund?
Im Rahmen der schnellen Industrialisierung Deutschlands wurden in den neue entstandenen Industriezentren dringend Arbeitskräfte benötigt, so auch im Ruhrgebiet. Aus dem Osten des Reichs wurden aus den ländlichen Gebieten Arbeiter angeworben und so wohl auch in den ländlichen, deutsch besiedelten, Gebieten Ungarns. Die neuen Lebensumstände waren wohl attraktiver als das Leben in der Heimat. Johann Walter wurde im Revier Lünen- Dortmund als Bergarbeiter angestellt.
Am 10. Dezember 1910 kommt Tochter Theresia Walter zur Welt - unsere Großmutter. Sie erlernt den Beruf der Hauswirtschafterin.
Urgroßmutter Anna Walter, geb. Knöbel, verstirbt 1930 in Dortmund.
Urgroßvater Johann Walter lebt bis 1943. Aufgrund seiner Arbeit im Kohlebergwerk (Unfall ?) war er Invalide.
Tochter Theresia heiratet 1932 in Störmede Bernhard Dömer (s. Hauptseite Dömer)