Familie Mauermann 

 

Der Name ,,Mauermann" findet sich in mehreren Regionen des heutigen Deutschlands und Österreichs wieder, so z.B. im Rheinland, im westfälischen Sauerland oder in der niederschlesischen Oberlausitz. Inwiefern diese Namensträger eine gemeinsame Wurzel haben oder ob sie aus ähnlichen Gründen unabhängig voneinander den gleichen Namen erhalten haben, ist bis heute ungeklärt. Die Wurzeln der Namensträger dieser Homepage liegen in der Oberlausitz ab dem 15. Jhd. In Görlitz wird in den Geschossbüchern von 1477 ein Mats Mauermann erwähnt!  Frühe Namensträger finden sich auch in den Dörfern um Görlitz, Ostritz und Zittau: beispielsweise 1518 Lorx Mauermann in Leschwitz (Weinhübel), 1520/21 Peter Mauermann in Wendisch-Ossig (Osieck Luzycki), Christian Mauermann 1680 in Leuba, Simon Mauermann 1517-1617 (!) in Reutniz b. Ostritz, 1653 Adam Mauermann daselbst..

Die Häufung des Namens Mauermann in einigen Dörfern war so auffallend, dass in machen Orten ein geflügeltes Wort sagte: ,,Entweder man heißt Posselt oder Mauermann". Ob die Mauermanns wie die Posselts im Rahmen der deutschen Siedlung in sorbischen Landen aus dem Raum Franken kamen oder aus dem Böhmischen, kann man im Moment nicht sagen.

Allerdings kann es kein Zufall sein, dass ein Siedlungskern dieser Namensträger entstand vor allem in den kleinen Dörfern östlich der Görlitzer Neiße im Kirchspiel Nieda (Niedów), das zunächst die Dörfer: Leuba, Trattlau, Radmeritz, Scheibe, Wilka, Reutnitz, Wanscha, Bohra, Lomnitz und Wendisch-Ossig umfasste. Von vielen Dörfern aus war der Turm der Niedaer Kirche zu sehen, die seit 1346 den Status einer Parochialkirche inne hatte. Die Dörfer Leuba und Radmeritz wurden 1475 bzw. 1617 ausgepfarrt. Nieda unterstand dem Dechanten von Görlitz.  Daher gab es auch eine enge Beziehung zu dieser Stadt. Im Zuge der Reformation wurde das Kirchspiel lutherisch. Dies spiegelt sich auch im unten stehenden Stammbaum wider, denn die bislang bekannten "Mauermänner" sind ausnahmslos evangelisch.

Das Kirchengebäude Niedas in der heutigen Form wurde nach einem Brand 1715 neu aufgebaut. Der Friedhof des Kirchspiels liegt um die Kirche herum, leider ist vom deutschen Friedhof nur noch wenig zu sehen; es gibt nur noch wenige Grabsteine, die dem Familienforscher einen Hinweis geben könnten.

Da viele Kinder nicht auf den elterlichen Bauern- und Gärtnerstellen dieser Dörfer bleiben konnten, sind ihre Spuren über viele Orte verteilt. Leider sind die Auswirkungen vieler Kriege  für den Familienforscher spürbar: Wertvolle Kirchenbücher sind als Primärquellen verschollen oder gar vernichtet. So fehlt das älteste Kirchenbuch Niedas. Eine Verfilmung des zweiten Kichenbuchs gibt es beginnend mit dem Jahr 1713. Gleiches gilt für andere wertvolle Quellen wie z.B. die sogenannten ,,Schöppenbücher", in denen u.a. Immobilienkäufe und -Verkäufe dokumentiert wurden und in denen sich wertvolle Hinweise auf die ansässigen Familien finden lassen. Es bleibt im Moment die schwierige Aufgabe, diesen toten Punkt zu überwinden und für die Zeit vor 1713 verlässliche Verknüpfungen zu finden.

Überblicksskizze über den Raum um die Pfarrkirche von Nieda. Fett markiert sind diejenigen Orte, die nachweisbar in direktem Zusammenhang unserer Linie stehen. Hinsichtiich des Ortes Reutnitz gibt es noch Fragen zu klären, da ein Teil von Reutnitz zu Wanscha gehörte.

 

 

Die Kirche in Nieda (Niedów). Religiöser Bezugspunkt für unsere Familie Mauermann für mehr als 250 Jahre. Im Hintergrund der Klapperberg. Am linken Bildrand ist die Kirchturmspitze des Klosters Marienthal zu sehen, westlich der nahen Görlitzer Neiße gelegen. Foto: Privatbesitz

 

 

 

 

Dorf Wanscha Oberlausitz

Das Dorf Wanscha, direkt hinter der Neiße (heute: Spytkow); nachgewiesen seit 1713 Sitz mehrerer Familien Mauermann. So vielleicht auch (das ist noch offen) für die Familie des ersten via KB belegten Vorfahren Christoph [I] Mauermann, Gärtner und Richter; auf jeden Fall aber für die Familie seines Sohns Christoph [II] - ebenfalls Gärtner und Richter. Postkarte: Privatbesitz



 Informationen für die Zeit vor 1710 konnten nur hinsichtlich der (ungefähren) Geburtsdaten erschlossen werden, ausgehend von den vorliegenden Sterbe- oder Heiratsdaten.

 

 Verbindung der Familien Mauermann (  ?  ) und  ?    ? ,       Wanscha ??         ca. 1660

Aus dieser Verbindung stammt unser erster namentlich bekannte Vorfahre Christoph [I]  Mauermann. Entsprechend der weiter unten stehenden Sterbeurkunde aus dem Kirchbuch Nieda lässt sich sein Geburtstermin auf etwa 1666/65 datieren.

 Christoph [I] taucht gelegentlich in den Kirchenbüchern Niedas als Taufpate auf. Um ihn von möglichen Namensvettern zu unterscheiden, betonen die Eintragungen, dass er nicht nur Gärtner sondern auch ,,Richter" in Wanscha gewesen ist.

Beispiel für die Funktion Christophs [I] in Wanscha. Als Taufpaten für ein Neugeborenes 1717 wird genannt. ,,(Chris)toph [I] Mauermann Richter und Gärtner in Wanscha." Abschrift: Privatbesitz

 

Um die Schwierigkeit der Herkunft Christophs [I] zu demonstrieren, hier eine Liste der Richter und Schulzen des Dorfes Wanscha, aufgeschrieben vom Leubaer Geistlichen und Heimatforscher Kloss. In dieser Liste taucht Christoph [I] nicht auf im Zeitraum 1690-1719 ! Dafür aber sein Sohn Christoph [II] Mauermann an Nr. 12: ,,Chr. Mauermann, Richter und Gärtner 1743. War aber nicht Scholte (Schulze)." Lässt sich daraus schließen, dass Christoph [I] nicht aus Wanscha stammte, sondern nur die Richterfunktion dort ausübte ? Abschrift: Privatbesitz

 

Verbindung der Familien Mauermann (Christoph I) und ....?..... (Sabina)  Wanscha ? ca. 1690-95

Aufgrund des verschollenen ersten Kirchenbuchs Nieda fehlt eine Heiratsbeurkundung. Auch die Kirchenbücher der ehemaligen Filialkirche im nachbarschaftlichen Leuba verzeichnen keine Trauung dieser Partner.

Ehefrau des Christoph I könnte eine Sabina gewesen sein, die als Sabina Mauermann 1740 starb im Alter von 73 Jahren, mithin also mit dem Geburtsjahr 1667 fast gleichaltrig mit Christoph I.

Aus dieser Verbindung konnten bisher zwei Kinder nachgewiesen werden, die ab 1713 des öfteren als Taufpaten in den Kirchenbüchern genannt werden: Eine Tochter namens Rosina und der einzige (überlebende ?) Sohn Christoph II (*1698/1699), der unserer Linie fortsetzen wird.

Kirchbucheintrag Nieda 1719: ,,(Als Taufpatin) Jungfr. Rosina, weyl. Christoph Mauermanns [I] gewesenen Gärtners und Richters in Wanscha hinterlaßener eheleibl. Tochter." Abschrift Privatbesitz

 

Kirchenbucheintrag Nieda 1717: ,,(Als Paten) Christioph [II], ein lediger Geselle, Chrst. Mauermanns [I] Gärtners und Richters (in) Wanscha eheleibl. Sohn." Abschrift: Privatbesitz

 

 1719, vor der Heirat seines Sohnes, stirbt Christoph [I].

Sterbeeintrag KB Nieda 1719: ,,Den 31. Juli abends in der 8ten Stunden ist in ....... verstorben Christoph [I] Mauermann, gewesener Richter und Gärtner in Wanscha. Seines Alters 53 Jahre." Somit lässt sich sein Geburtsjahr auf 1666 festlegen. Abschrift: Privatbesitz

 

Den väterlichen Grundbesitz übernimmt Christoph [II], der in den Kirchenbüchern folgerichtig "Gärtner" genannt wird. Einige Jahre später hat er in der Gemeinde eine Funktion als Beisitzer bei den Zusammenkünften der niederen Gerichtsbarkeit, die auch über Grundstückskäufe- und Verkäufe wacht. Er wird somit "Gerichtsältester". 

Ab ca. 1743 später wird Christoph [II] als ,,Richter" bezeichnet.  (vgl. Liste Kloss oben !)

1740 stirbt Sabina Mauermann, geboren 1667. Sie könnte  die Mutter Christophs [II] gewesen sein. Allerdings fehlt in der Sterbebeurkundung der Hinweis auf den Ehemann ,,Richter" Christoph [I]. Das kann ein Versäumnis sein, auf jeden Fall ist diese Zugehörigkeit noch nicht ganz gesichert.

Sterbeurkunde KB Nieda 1740:,,D(en) 2. Mart(ius) starb Frau Sabina, weil. Christoph [I ?] Mauermanns, gewesenen Gärtners in Wanscha hinterl. Wittwe, ihres Zeichens 73 Jahr, S. wurde den 6. eiusdem mit einer Leichenpredigt begraben." Abschrift: Privatbesitz

 

 

 

 

 Verbindung der Familien Mauermann (Christoph [II] ) und Prieber (Elisabeth), Wanscha 1721

 Im Rahmen seines Amtes als Gerichtsältester hatte Christoph [II] notwendigerweise Kontakt zu den  anderen Funktionsträgern der Nachbarorte. Zudem traf man sich zum gemeinsamen Gottesdienst in der Kirche zu Nieda oder bei Feierlichkeiten wie z.B. Taufen und Hochzeiten. So mag auch auf einem dieser Wege Christoph [II] die junge Elisabeth Prieber aus Trattlau kennengelernt haben. Auch ihre Geburtsurkunde kann aufgrund des fehlenden ersten Niedaer Kirchenbuchs nicht ermittelt werden. 

 

 Das Kirchenbuch Nieda meldet für den 15. Mai 1721 im Heiratsregister: ,,15. May ist Christoph [II] Mauermann, ein Junggeselle und Gärtner aus Wanscha, weyland Christoph [I] Mauermanns, geweßenen Richters und Gärtners daselbst hinterlaßener eheleibl. einziger Sohn und Jungfrau Elisabeth, weyl. Elias Priebers geweßenen Gärtners... und GerichtsEltestens in Trattlau, hinterlaßenen eheleibl, zweiter Tochter allhier im Nahmen Gottes copuliert worden." Abschrift: Privatbesitz

Aus dieser Ehe sind bisher zwei Kinder nachgewiesen, darunter unser direkter Vorfahre Hanns (Johann) Mauermann, geb. 1722 (s. Stammbaum) und sein Bruder Christoph [III], der wohl in Wanscha bleibt, während Hans sich später in dem Nachbardörfchen Bohra niederlassen wird.

Die Geburtsurkunde unseres direkten Vorfahren Hans Mauermann:

 

Geburtsurkunde KB Nieda 1722:,,Den 19. August zu Mittags um 12 Uhr ist Christoph Mauermann Gärtner in Wanscha und dessen Eheweib nahmens Fr. Elisabeth eine gebohrene Prieberin aus Trattlau ein Söhnlein gebohren worden, welches den 20. die hl. Taufe und den Nahmen Hannß erhalten hat." Abschrift: Privatbesitz

 

Ihr Vater und unser Vorfahre  Christoph [II] Mauermann, Gärtner und Richter,  verstarb im Alter von 65 Jahren am 19. März 1764 und wurde am 25.03. in Nieda beigesetzt. Seine Frau Elisabeth Prieber überlebte ihn und verstarb am 21.November 1771. Die Beisetzung fand auf dem Friedhof in Nieda statt am 24.11.1771.

Sterbeurkunde KB Nieda 1764:,,Den 19. Mart(ius) starb Christoph [II] Mauermann, Richter in Wanscha, 65 Jahr alt, u. ist den 22. mit einer Leichenpredigt begraben." Abschrift: Privatbesitz

 

Sterbeurkunde KB Nieda 1771:,,Den 21. November ist Fr. Elisabeth, weyl(land) Christoph Mauermanns [II], gewesenen Gärtners und Richters in Wanscha nachgelaßene Wittwe verstorben und den 24. mit einer Leichenpredigt beerdiget worden, alt: 69 Jahr, 9 Monathe u. 14 Tage." Abschrift: Privatbesitz

 

 Gab es enge verwandtschaftliche Verhältnisse zwischen den Mauermännern in den umliegenden Dörfer um Nieda?

Die folgenden Postkarten zeigen das Dorf Reutnitz. Gleichnamige Familien gab es auch in den Dörfern Lomnitz, Wendisch-Ossig und Leuba!

 

Eine Postkarte, deren Abbildung das Oberdorf von Reutnitz und einige typische Häuser zeigt. Als Schulze und Richter in Oberreutnitz wird für 1657 und 1673 ein Adam Mauermann aufgeführt. 1653 ist Adam Mauermann Zeuge eines schriflich fixierten Grundstückskaufs in Reutnitz. Leider lässt sich bisher nicht klären, ob er mit Christoph [I] verwandt war. Postkarte: Privatbesitz

 

 Verbindung der Familien Mauermann (Hans) und Stricker (Anna Rosina), Bohra 1745 

Teilansicht des Dorfes Bohra nahe Nieda. (heute Bohry). 1745 kaufte Christoph [II] seinem Sohn Hanns und seiner Schwiegertochter Anna Rosina Stricker die Gartennahrung Nr. 6. Hier lebte Hans Mauermann (*1722 - +1791)als Gärtner und späterer Richter mit seiner Frau Anna Rosina Stricker (*1722 - +1792). Die Strickers gehörten ebenfalls zu den alteingessenen Familien der Oberlausitz. Postkarte: Privatbesitz

 

Heiratsurkunde KB Nieda 1745:,,Wurde Hans Mauermann, Christoph Mauermann, Richters und Gärtners in Wanscha ältester Sohn mit ..... , Hans Strickers, Gärtners in Bohra, mittlerster Tochter copuliert." Abschrift: Privatbesitz

  

Aus dieser Ehe entstammten 7 Kinder, von denen das älteste, Johann Christoph (*1747) unser Linie weiterführte.

Geburtsurkunde KB Nieda 1747:,, ... wurde Hans Mauermann, Gärtner in Bohra, ein Söhnlein geb. u.d. 13. get. Johann Christoph." Einer der Taufpaten war der Bauer und Richter Elias Mauermann aus Reutnitz! Abschrift: Privatbesitz

 

 Johann Christoph Mauermann wird der erste in der Familie sein, der ein Auskommen außerhalb der Landwirtschaft suchte. Die Auswahl war nicht groß, denn noch herrschte das Feudalsystem mit Grundherrschaft und Leibeigenschaft auf dem Lande. Eine Ausbildung als Lehrer bot da eine Möglichkeit; sehr häufig war diese Tätigkeit verknüpft mit einer musikalischen Zusatzausbildung. Da er wohl genügend Talent besaß, fand er im Lehrer und Kirchenkantor Ephraim Hofmann in der Schule zu Nieda einen wohlgesonnenen Mentor, der ihn nach Schulabschluss weiter ausbildete. Nach vierjähriger Referendarzeit in Nieda  fand Johann Christoph 1770 eine Anstellung als Lehrer und Cantor in Leschwitz. Dieser Ort heißt heute Weinhübel und ist ein Stadtteil von Görlitz.

Die Bestallung Johann Christoph Mauermanns als Lehrer und Kantor in der Gemeinde Leschwitz (heute Weinhübel) unter den Augen der Grundherrschaft. Das Ereignis wurde im Lausitzischen Magazin 1770 publiziert. Anbei der Originaltext in Fraktur.

 

Die ev. Kirche in Leschwitz. Später in Weinhübel umbenannt. Hier arbeitete Johann Christoph Mauermann (*1747), Sohn von Hans Mauermann und Anna Rosina Stricker aus Bohra seit 1770 als Kirchenkantor und Dorfschullehrer. Verheiratet war er in erster Ehe mit Maria Klimt aus Leuba. Foto: Privatbesitz

 

 

Verbindung der Familien Mauermann (Johann Christoph)  und Klimt  (Maria Elisabeth),  1771 in Leuba  Wohnort:Leschwitz/Weinhübel

 Ehefrau Maria Elisabeth Klimt stammte aus dem Dorf Leuba, wo sie als Tochter des Häuslers Hans Klimt 1751 zur Welt kam. Sie verstarb im Alter von nur 40 Jahren am 18. Januar 1791.

Johann Christoph Mauermann und Maria Klimt heiraten 1771 in der Leubaer Kirche. Diese Kirche brannte Mitte des 19. Jhd. nieder. Die vorliegende Abbildung zeigt die alte Kirche. Vorlage: Privatbesitz

 

Aus der ersten Ehe entstammten 8 Kinder. Johann Christoph Mauermann heiratete noch zwei Mal. Im Oktober 1791 Martha Rosina Posselt aus Biesnitz - sie starb 1796. Ein Jahr später heirateten Johann Christoph und Johanna Christiana Dreßler, die 1809 starb. Er hatte insgesamt 13 Kinder, von denen ihn 7 überleben sollten.

Die Orgel in der Kirche Leschwitz/Weinhübel, an der unser Vorfahre als Cantor spielte. Allemal ein Grund für Uwe, den Bruder des Homepageautors, sich auf der Empore einmal umzusehen. Foto: Privatbesitz

 

 

 

Johann Christoph scheint einige seiner Kinder zur Laufbahn des Lehrers und Cantors motiviert zu haben. Sohn Johann Gottlieb geht als Schulmeister nach Neuhammer, verstirbt dort aber sehr jung 1803. Sohn Carl August (1775 - 1838) sollte zunächst Prediger werden, konnte diesen Beruf nach seinem Studium aus gesundheitlichen Gründen nicht ausüben. Er fand eine Anstellung im Görlitzer Gymnasium und brachte es dort zum Subrector.

Sohn Carl Christian (* 06. November 1773), der unsere männliche Linie fortführen sollte,  wurde ebenfalls vom Vater unterrichtet und ging dann ins Lehrerseminar. Nach einem kurzen Aufenthalt in Gersdorf erhielt er 1797 eine Bestallung in Wendisch-Ossig. Eine ehrenvolle Sache, denn einer seiner Vorgänger war niemand anderes als der damals berühmte Komponist Johann Adam Hiller, der erste Dirigent des Leipziger Gewandhausorchesters  - und später Thomaskantor in Leipzig. 

Vater Johann Christoph Mauermann starb 1807. Sterbeientrag der ev. Kirche Leschwitz (Weinhübel): ,,Den neunten Februar starb Herr Johann Christoph Mauermann, Schulmeister und Organist im sechzigsten Jahr weniger zwei Tage an der Auszehrung." Abschrift: Privatbesitz

 

Das neue Lausitzische Magazin widmete ihm in der Ausgabe von 1807 einen längeren Nachruf.

 

 

Die evangelische Kiche in Wendisch-Ossig (heute Osiek Luzycki). In diesem Ort gründeten Carl Christian Mauermann (*1773) und seiner Frau Christiane Charlotte Hofmann (*1776), Tochter des Kirchenkantors und Lehrers Ephraim Hofmann, eine Familie. Geheiratet wurde aber in der Kirche zu Nieda, das ließ sich wohl der Schwiegervater nicht nehmen. Foto: Privatbesitz

 

Verbindung der Familien Mauermann (Carl Christian) und Hofmann (Christiana Charlotte),  1800 Wendisch-Ossig.

 Wohl aufgrund der engen Beziehungen seines Vaters zur Familie Hofmann in Nieda lernte Carl Christian dort Ephraims Tochter Christiana Charlotte kennen. Christiana Charlotte wurde in der Nidaer Kirche 1776 getauft.

 

Geburtsurkunde KB Nieda 1776:,,den 2. Februar ist H(errn) Gottlieb Ephraim Hofmann, Cantor allhier, und seiner Ehefrau, Elonora Sophia, geb. Kniep(in) ein Töchterlein geboren, den 4. eiusdem getauft und Christiana Charlotte genannt worden." Vorlage: Privatbesitz

 

Das Paar legte seine Hochzeit in das Jahr 1800. Es ist ein Jahr der Normalität in der Oberlausitz: Noch stehen die französischen Revolutionstruppen erst am Rhein, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation existiert noch, die Oberlausitz gehört zum Königreich Sachsen.

 

 Das Kirchenbuch Nieda notiert für den 02.September 1800: ,,Nieda, mit einer Trauung und Rede, und daselbst gewöhnlichen Ceremonien; aufgebothen zu Nieda, Wendischoßig und Leschwitz. Carl Christian Mauermann, Schulmeister und Organist zu Wendischoßig, Sohn Johann Christoph Mauermanns, und Jungfrau Christiana Charlotte Hofman, Gottlieb Ephraims Hofmanns, Cantoris und Organistens zu Nieda  mittelste Tochter."

 

 

 Aus der Ehe zwischen Carl Christian und Christiana Charlotte entstammen 7 Kinder, von denen August Gottlieb   (* 1807) unser direkter Vorfahre wird.

Geburtsurkunde KB Nieda 1807:,,Den dreißigsten October Mittags um 12 Uhr geboren August Gottlieb, 6. K(ind). Vater: Carl Christian Mauermann; Mutter: Fr. Christiana Charlotte Hofmann aus Nieda." Abschrift: Privatbesitz

 

 

 

1815 kam ein Teil der Oberlausitz mit Görlitz zur preußischen Provinz Schlesien als Ergebnis des Wiener Kongresses. Die preuß-königl. Bezirksregierung in Liegnitz veranlasste Abschriften der in den neuen Gebieten vorhandenen Kirchenbücher. In Wendisch-Ossig konnte sich Carl Christian mit dieser Aufgabe ein Zubrot verdienen, wie diese Quittung aus dem Jahr 1835 beweist.

 

 1822 verstirbt nach 22 Ehejahren Christiane Charlotte im 46. Lebensjahr in Wendisch Ossig. Sie wird auch dort bestattet. 5 Söhne und zwei Töchter bleiben unversorgt zurück, wie der Pfarrer vermerkt.

  

Sterbeurkunde KB Wendisch-Ossig 1822:,,den zweiundzwanzigsten April in Wendisch-Ossig verstorben, den 26 eiusdem. beigesetzt, Frau Christiane Charlotte Mauermann, geb. Hofmann aus Nieda, Ehemann Carl Christian Mauermann, Schullehrer in Wendisch-Ossig. Alter 46 Jahre." Vorlage: Privatbesitz

 

 Wittwer Carl Christian geht fünf Jahre später eine zweiter Ehe mit der dreißigjährigen Johanna Maria Zwahr ein. Sie stammt aus dem Raum Bautzen. Dieser Verbindung entstammen drei Kinder.

 

Carl Christian Mauermann verstirbt im Mai 1861 im 88. Lebensjahr. Seine letzte Ruhestätte fand er ebenfalls in Wendisch-Ossig.

 

 

Sterbeurkunde KB Wendisch Ossig 1861:,,den zwölften Mai verstorben und den siebzehnten Mai beigesetzt Herr Carl Christian Mauermann, Cantor, Organist in Wendisch Ossig, 87 Jahre und 6 Monate alt, Altersschwäche." Vorlage: Privatbesitz

 

 Carl Christians zweite Ehefrau, Johanna Maria, verstirbt 1876 in Görlitz und wird auf eigenen Wunsch in der Familiengruft in Wendisch Ossig beigesetzt.

 

Görlitz an der Neiße. Die ev. St. Peter und Paul Kirche. Eines der Wahrzeichen dieser schönen Stadt. Hierhin kam August Gottlieb Mauermann (*1807). Vermutlich hat sich ein Verwandter des Jungen angenommen, der in diesen unruhigen Zeiten der Napoleonischen Kriege für eine Ausbildung des Jungen zum Schneider sorgte. Foto: Privatbesitz.

 

Verbindung der Familien Mauermann (August Gottlieb) und Weiner (Clara Louise), 1838  Görlitz 

 Görlitz blieb der Lebensmittelpunkt für August Gottlieb Mauermann. Die Stadt wuchs, die Tuchindustrie bot wie seit Jahrhunderten Arbeitsplätze. Während seiner Gesellenzeit lernt August Gottlieb die junge Clara Louise Weiner kennen. Sie ist die Tochter des Tuchmachermeisters Johann Christian Weiner (+ 1825) und seiner Frau  Johanna Weise. Familie Weiner stammte aus Marklissa. (s. S. Weiner !)

 

Geburtseintrag St. Peter u. Paul Görlitz: ,,Den 28. Oktober (1814) geboren Clara Louise, das vierte Kind des Meisters Joh. Christian Weiner, Bürger und Tuchmacher allhier und der Frau Joh. Friederike Weise." Abschrift: Privatbesitz

 

August Gottlieb und Clara Louise heiraten zunächst nach dem Zivilrecht, nach der üblichen Gesellenfahrt August Gottliebs wird die kirchliche Trauung nachgeholt.

Kirchbucheintrags St.Peter u. Paul Görlitz 1838: ,,August Gottlieb Mauermann, Schneidergeselle allhier heiratet Clara Louise Weiner, weil. Meister Joh. Christian Weiners, Bürger und Tuchmachers allhier, nachgelassene eheliche einzige Tochter." Abschrift: Privatbesitz

 

Der Familie entstammen sechs Kinder, von denen der drittgeborene Oskar Emil (*1842) unsere männliche Linie fortsetzen wird.

Geburtseintrag St.Peter u. Paul Görlitz 1842: ,,Den 25. September geboren Emil Oscar Mauermann, drittes Kind des Schneidergesellen August Gottlieb Mauermann und Clara Louise Weiners." Zu den Taufpaten gehörte auch Großvater Carl Christian aus Wendisch-Ossig. Abschrift: Privatbesitz

 

Wie damals üblich, wurde alle zwei bis drei Jahre umgezogen, wenn sich wieder Nachwuchs eingestellt hatte. Die letzte Wohnung des Ehepaars befand sich im Untermarkt 3. Nach dem Tod August Gottliebs wohnt Witwe Clara Louise bei ihrer Tochter Selma, verh. Grehl.

 

 

Sterbeurkunde Standesamt Görlitz 1878: ,,Nr. 434 Es erschien die verwitwete Frau Alwine Knetschke, geborene Mauermann, und zeigte an, dass ihr Vater, der Schneidermeister August Gottlieb Mauermann, geboren zu Wendisch-Ossig, Sohn des weil. Christian Mauermann, Kantors und Lehrers zu Wendisch-Ossig, verstorben sei." Abschrift: Privatbesitz

 

Clara Louise verstarb am 25. November 1887 in Görlitz. 

Sterbeurkunde Standesamt Görlitz 1878: ,,Nr. 1407 Frau Selma Grehl, geborene Mauermann, zeigte an, dass ihre Mutter, Clara Louise, verwtwete Mauermann, verstorben sei." Abschrift Privatbesitz

 

Der Mauermannbrunnen in Görlitz als kleiner Hinweis darauf, dass der Name zwischen Görlitz und Zittau nicht selten ist. Geschaffen wurde der Brunnen von der Görlitzer Künstlerin Gisela Mauermann. Rückschlüsse auf die Lebensgestaltung des Homepageautors, links im Bild neben Ehefrau Beate, sind irreführend. Foto: Privatbesitz

 

Verbindung der Familien Mauermann (Emil Oskar) und Knobloch (Auguste), 1870  Görlitz

 Über das Leben unseres Ur-Ur-Großvaters Emil Oskar kennen wir viele Details. Aufwachsend in Görlitz, besucht er dort die Schule, die er 1856 mit einem Abschlusszeugnis verlässt.

Anschließend absolviert er eine Ausbildung zum Schornsteinfeger; diesen Beruf wird er ausüben zunächst bis 1866. In diesem Jahr beginnt der sogenannte ,,Deutsche Krieg". Zwischen Österreich und Preußen beginnt der Entscheidungskampf um die Vorherrschaft im Deutschen Bund. Zwar kommt Österreich die Führungsrolle traditionell zu, doch nach Meinung des preußischen Kanzlers Bismarck kann ein neues Reich der Deutschen nur unter Führung Preußens ohne Österreich entstehen.

Emil Oskar wird gemustert und als Rekrut eingezogen. Seine Stammeinheit wird das Grenadierregiment Nr. 7  (2. westpr.). Mit diesem Regiment nimmt unser Vorfahr an mehreren Gefechten teil, so auch bei Skalitz. Aufgrund seines mutigen Verhaltens erhält er das Militär-Ehrenzeichen (2. Kl.) für Mannschaftsdienstgrade und eine Nennung im Regimentsbericht. Die weitere Ereignisse übersteht Emil Oskar unbeschadet und kann so in seinen bürgerlichen Beruf zurückkehren. 

 

Wann genau Emil Oskar seine zukünftige Frau Auguste Knobloch kennen gelernt hat, wissen wir nicht. August stammte aus dem Görlitzer Nikolaiviertel und hatte auch dort die Schule besucht. Ihre Eltern waren der Zimmerer Joh. Traugott Knobloch und Johanne Wagner aus Deutsch-Paulsdorf.

Vier Jahre konnte Oskar Emil ohne größere Ereignisse leben. 1870 erfolgte dann der nächste Einschnitt: Der deutsch-französische Krieg brach aus. An seinem für die Deutschen erfolgreichen Ende sollte die Gründung des kleindeutschen Reichs durch die Bismarksche Politik stehen.

Unmittelbar vor dem Einrücken mussten die Arbeitgeber ihre Angestellten und Arbeiter freistellen. Ausgestellt wurde ein Arbeitszeugnis. Wie so etwas aussah, zeigen wir im Folgenden:

Arbeitszeugnis des Schornsteinfegermeister Sieger vom Juni 1870: ,,Der Schornsteinfegergeselle Oscar Mauermann von hier hat vom 30.ten Novbr. 1868 bis 5.ten Juni 1870 mit gutem Betragen und zur Zufriedenheit bei mir gearbeitet, und ist von mir entlassen worden, was ich hiermit bescheinige." Vorlage: Privatbesitz

 

 Für Hunderttausende Männer aber bedeutete der Krieg mit Frankreich den erneuten Abschied aus dem gewohnten Alltagsleben und einen Einsatz im Kriege. Als Reservist wurde Emil Oskar erneut eingezogen. Vor dem Abmarsch nach Frankreich aber heirateten er und Auguste in Görlitz.

 

 

KB Garnisionskirche Görlitz 1871:,,Den 21. Juli allhier in der Kirche ohne Aufgebot Emil Oscar Mauermann, Gefreiter im 1. westpreußischen Garde Regiment Nr. 6 und Agnes Auguste Knobloch." Vorlage: Privatbesitz

 

Den Krieg überlebte er - aber mit bleibenden Blessuren.

Entlassungsschein für den verwundeten und invaliden Emil Oskar: ,,Der Gefreite Emil Oskar Mauermann, geboren am 25. September 1842 zu Görlitz, in den Dienst getreten bei der 11. Compagnie Königs-Grenadier-Regiment Nr. 7, war in Folge Mobilmachung aus dem Bereich des Bezirks Kommandos Görlitz vom 22.ten Juli 1870 bis zum 8.ten April 1871 zur 11. Compagnie diesseitigen mobilen Regiments eingezogen und war seit dem 27.ten October 1870 der 3. ten Compagnie des unterzeichneten Bataillons attachiert. Derselbe wird hiermit nach seiner Heimat Görlitz gleichen Kreises entlassen und ist angewiesen worden, sich sofort bei dem Lazarett-Feldwebel in dessen Bezirk des angenannten Orts zu melden. Gefr. Mauermann machte die Schlachten bei Weißenburg am 4. August und bei Wörth am 6. August 1870 mit, und er wurde im letzterer durch einen Schuss in die linke Hüfte verwundet. Derselbe nahm an der Besetzung des Elsass teil. Führung: gut Strafen: keine Samter den 8. April 1871 königl. Leutnant des Ersatzbataillons Westpreußisches Grenadierregiment Nr. 6. gez. von Aretz Hauptmann und Bataillonskommaneur." Vorlage: Privatbesitz

 

   

 

Liegnitz. Bereich um die Peter und Paul Kirche von erhöhtem Standpunkt: Foto: Privatbesitz

 Der Ehe entstammen 8 Kinder:

1884 meldete Emil Oskar auf dem Standesamt zu Liegnitz die Geburt seines Sohnes Erich-Karl Mauermann. Er wird unser nächster direkter Vorfahre  in der männlichen Linie sein. Da eine Reihe von Standesamtsunterlagen in Liegnitz bei Kriegsende verloren gingen, kann hier nur eine Abschrift aus dem Jahr 1937 vorgelegt werden.

 

Taufeintrag Erich Karl Mauermann 1884 St. Peter und Paul, Liegnitz Taufeintrag Erich Karl Mauermann 1884 St. Peter und Paul, Liegnitz

 

 

Oskar und Agnes Mauermann versterben in Liegnitz 1909 bzw. 1921. Untenstehend die Traueranzeigen aus dem Liegnitzer ,,Tageblatt"

Sterbeurkunde Oskar Emil 1909 Standesamt Liegnitz. Vorlage: Privatbesitz

 

Sterbeurkunde Agnes Mauermann geb Knobloch, Liegnitz 1921. Vorlage: privatbesitz

 

 Verbindung der Familien Mauermann (Karl Erich) und Kirchner (Elise Helene), 1910  Liegnitz

 Nach der üblichen Schulausbildung  in der Volksschule machte Karl-Erich eine Lehre als Glaser und arbeitete in diesem Beruf eine Zeit in Liegnitz. Später wechselte er dann zur Reichsbahn als Rangierer, da somit mehr zu verdienen war. 1910 heiraten Karl-Erich und Elise Helene Kirchner.


 

 

 

 

 

Die Familie wurde komplettiert durch vier Kinder. Links: Fritz Mauermann (1910-1999). Rudolf Mauermann (1912-1995), der Großvater des Homepageautors. Herbert Mauermann (1909-1974). Ilse Mauermann (1915-1998). Foto: Privatbesitz

 

Unsere männliche Linie wird fortgesetzt werden durch Sohn Rudolf (*25.07.1912)

Geburtsschein StA Königshütte/Oberschlesien. Abschrift: Privatbesitz

 

Etwa zwei Jahre vor Ausbruch des 1. Weltkriegs zog die Familie nach Königshütte in Oberschlesien. Karl-Erich war als Eisenbahner dorthin versetzt worden. Sohn Rudolf wird 1912 in Königshütte geboren und besucht dort für eine kurze Zeit die Volksschule. 1919 geht es zurück nach Liegnitz. Mit dem Ende des Weltkriegs 1918 begann das Ringen zwischen Deutschen und Polen um Oberschlesien. Die Stimmung dort war wie in anderen umstrittenen Gebieten, z.B. der Provinz Posen, gereizt und z.T. gewalttätig. Es gab viele Tote in den folgenden politischen Auseinandersetzungen. An den Kinder der Mauermanns war das sicherlich nicht spurlos vorbei gegangen. Postkarte: Privatbesitz

 

 

Rudolf Mauermann

 

 

 

Uropa Karl Erich mit Motorrad in Liegnitz unterwegs. Datum unbekannt. Foto: Privatbesitz

 

Führerschein des Uropas Karl Erich Mauermann

Kennkarte von Uroma Elise Mauermann geb. Kirchner

 

 

Familie Mauermann ca. 1937. Von Liegnitz wurde der Eisenbahner Karl Erich nach Sagan versetzt. Das Foto zeigt ihn in der Eisenbahneruniform, links Sohn Fritz Mauermann, Sohn Herbert, Sohn Rudolf, vorn Tochter Ilse und die Mutter Elise Martha. Vorn rechts der älteste Sohn Rudolfs, Walter (*1934)

 

Familientreffen wurden in der Großfamilie regelmäßig organisiert. In der Bildmitte Uroma Elise Mauermann, hinter ihr stehend Uropa Karl Erich, der seinen Arm um seinen Bruder Fritz gelegt hat. Vorn rechts der Großvater des Hompageautors: Rudolf . Foto: Privatbesitz

 

 Verbindung der Familien Mauermann (Rudolf) und Deutscher (Gertrud), 1933  Liegnitz

 Unser Großvater lernte unsere Großmutter Gertrud in Liegnitz kennen. Gertrud *1913 stammte aus einer Eisenbahnerfamilie. Vater Karl August Deutscher war bei der Reichsbahn.

Rudolf Mauermann und Gertrud Deutscher, Liegnitz 1933

 

 

 

 

 Die Zeiten sind schlecht. Rudolf findet eine Anstellung auf dem Fliegerhorst Sagan-Küpper. Später wird er in die Kartenstelle des Flugplatzes als Reichsangestellter versetzt. Die Familie zieht um von Liegnitz nach Sagan.

Die neue Adresse ist die Nauenburger Straße 48 in Sagan. Links Richard *1940 +2022, rechts vorn Joachim *1939; dahinter Walter *1934 +2013, dahinter als ,,Gespenst" Helmut I *1936 + 2004. Foto: Privatbesitz

 

 Wie die Väter und Vorväter müssen auch Rudolf Mauermann und seine Brüder Lebenszeit opfern und die Gesundheit riskieren. 1939 beginnt der Zweite Weltkrieg.

Rudolf Mauermann wird mit seiner Dienststelle nach Athen versetzt. 1943 erfolgt die Versetzung nach Maleme, Kreta. 1944 wird Rudolf als Angehöriger eines Pionierbataillons nach Jugoslawien versetzt.  Die Einsätze auf Balkan sind wegen der Kämpfe mit Titos Partisanen gefährlich; Rudolf überlebt und gerät im Mai 1945 in den Alpen in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

 

Rudolf Mauermann, der Großvater des Homepageautors, in Griechenland etwa 1942. Foto: Privatbesitz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

Die letzte Versetzung Rudolfs zur Front auf dem Balkan. Crossen an der Oder 1944. Foto: Privatbesitz

 

 Ende 1944 spitzen sich die Dinge zu. Vielen Menschen in den ostdeutschen Städten ist klar, dass die deutsche Wehrmacht den Gegenangriff der sowjetischen Truppen wohl nicht stoppen kann. Vielleicht ist es ein gnädiges Schicksal, dass den Urgroßeltern Erich-Karl und Elise Mauermann Flucht und Vertreibung aus Sagan erspart bleibt. Karl-Erich stirbt an einem Schlaganfall am 5. Februar 1944; Elise folgt ihm am 21. November 1944.

Auszug aus dem Standeamtsregister der Stadt Sagan. Karl-Erich wird eingeäschert und auf dem Urnenfriedhof in Sagan beigestzt. Foto: Privatbesitz

 

Gertrud Mauermann hielt sich mit den 5 Kindern in Liegnitz in der Nähe ihrer Mutter und Geschwister auf. Anfang Februar 1945 rückte die Rote Armee auf die Stadt vor. Viele Einwohner flüchten zu Fuß, mit Karren oder in einem der wenigen Züge.  Die Familie erfuhr im letzten Moment von einem bereit stehenden Zug der Reichsbahn. Im Eilmarsch ging es dann zum Liegnitzer Bahnhof. Die wenige Wertsachen waren in den Kleidern eingenäht; die Kinder hatten Pappschilder mit Namen und Adresse um den Hals, falls man getrennt werden sollte. Der Zug setzte sich in Bewegung und fuhr unbehelligt parallel zur Front in Richtung Sudeten und nicht, wie viele andere Züge aus Schlesien nach Dresden!!  Wohlbehalten kam man in einem kleinen ruhigen Ort im Böhmischen an. Liegnitz aber fiel einen Tag später.

  

 

Im Dezember 1946 wird Rudolf Mauermann aus amerikanischer Gefangenschaft entlassen. Foto: Privatbesitz

 

Der Weg Rudolfs führt in das Aufnahmelage Eisenach. Mit Hilfe des Suchdienstes des Roten Kreuzes ist die Familie bald wieder beisammen und wird von den Behörden zunächst im Dorf Groß-Obringen einquartiert. Dort gibt es Arbeit auf einem ehemaligen Gutshof.

 Ende der 40er Jahre finden Rudolf und Gertrud neue Arbeit in der thüringischen Stadt Pößneck, seit Jahrhunderten bekannt für ihre Tuchindustrie.  Untergebracht ist man in einem kleinen Häuserkomplex, der ,,Hufeisen" genannt wird.

 

Stadt Pößneck/Thrüringen: Das Hufeisen. Foto: Privatbesitz

Vor dem Hufeisen 1952. Im Fenster Oma Gertrud Mauermann neben ihrer Mutter Paula Deutscher. Opa Rudolf ,,Rudi" vor dem neuen Moped. Foto: Privatbesitz

 Das Leben normalisiert sich allmählich. Für die Kinder der Familie Mauermann beginnt eine unbeschwerte Jugendzeit.  

Helmut (I) rechts und Geschwister ´Lieselotte und Walter auf gemeinsamer Fahrradtour um Pößneck. Foto: Privatbesitz

  

10 Jahre nach Kriegsende wird es in beiden deutschen Staaten wieder Armeen geben. Rudolfs und Gertruds Sohn Helmut (I) kommt nach einer Ausbildung 1954 zur kasernierten Volkspolizei. Foto: Privatbesitz

 Seit 1949 waren zwei deutsche Staaten auf dem restlichen deutschen Gebiet entstanden. Jeder beanspruchte für sich, die richtige Weltanschauung zu vertreten. Noch war für die Deutschen die Wiedervereinigung keine Utopie; auch die Führung der DDR hatte dieses Ziel auf ihre Fahnen geschrieben. Doch wie sollte der ein neues Deutschland in Europa existieren? Neutralität kam weder für die Amerikaner noch für die Briten in Betracht, auch wenn man dies den Westdeutschen nicht so sagte.

1953 machte Stalin den Westmächten eine Angebot, über die Einheit eines neutralen Deutschlands zu sprechen. Jedoch wurden die sogenannten ,,Stalinnoten" und ihre Vorschläge vom Westen nicht ernsthaft geprüft. Bundeskanzler Adenauer bewertete diese als Störaktion gegen die von ihm forcierte Westbindung der Bundesrepublik.

Die Gegensätze zwischen Ost und West und die Propaganda wurden schärfer, Feindbilder wurden aufgebaut. Die DDR baute  seit Anfang der 50er Jahre nunmehr konsequent die Grundlagen eines sozialistischen Staates aus. Die  Bundesrepublik erhielt ein parlamentarisches System nach westlichem Vorbild. Dank Marschallplan und Wirtschaftswunder erholte sich der  westdeutsche Staat schneller. Über die noch unbefestigte innerdeutsche Grenze flüchteten jährlich Zehntausende in den Westen.

In dieser Situation fassten Rudolf und Gertrud 1955 den Entschluss, in den deutschen Weststaat zu gehen. Sie befürchteten wie so viele eine endgültige Schließung der Grenze. Die Familie teilte sich, da Walter und Lieselotte mit ihren Familien in der DDR blieben.

 Die Familie  erhielt nach der Flucht eine Wohnung auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorsts Störmede zugeteilt. Dort lernten sich die Familien Mauermann und Dömer kennen.

 

Verbindung der Familien Mauermann (Helmut [I] )und Dömer  (Elisabeth), 1958 Störmede

 

Taubental 1958. Von links: Oma Gertrud und Opa Rudolf Mauermann, Edmund Dömer, Oma Theresia Dömer, das Brautpaar Elisabeth Dömer und Helmut (I) Mauermann, Richard Mauermann, Inge Dömer, Edmund ,,Bauer" Dömer. Großvater Bernhard Dömer war leider schon verstorben. Foto: Privatbesitz

 

Die Familie Helmut Mauermann (I) wohnt auf dem ehemaligen Fliegerhorst Störmede.

Hier stellt Oma Gertrud den erstgeborenen Enkel Helmut [II] (*1959) dem Fotografen vor. 1960 wurden Bruder Uwe und 1965 Schwester Ulrike geboren.Foto: Privatbesitz

 

Die drei Geschwister ca. 1965, v.l. Helmut, Ulrike, Uwe. Schlosspark Moers.. Foto: Privatbbesitz

  

Ein Drei-Generationen-Foto: Opa Rudolf, Sohn Helmut [I], Enkel Helmut [II], ca 1964. ehem. Flugplatz Störmede. Foto: Privatbesitz

  

Volksschule Langeneicke um 1965. Hier wurde Helmut (II) eingeschult. Der Begriff Grundschule kam erst später im Zuge der Bildungsreformen. Foto: Privatbesitz

 

 

Die Einschulung Helmuts [II] (Bild untere Reihe 3. v. r) in Langeneicke geschah zu Ostern 1965. Um auf den Sommer als Schuljahrsende wechseln zu können, wurde später ein Kurzschuljahr eingeschaltet. In der Volkschule saßen immer mehrere Jahrgänge in einem Raum. War ein Schuljahr erfolgreich zu Ende, rutschte man nach hinten. Foto: Privatbesitz

 

Geschrieben wurde die ersten zwei Jahre der Volksschule, wie die Schulform traditionell hieß, auf einer Schiefertafel. Den Lappen zum Abputzen der Tafel häkelte Oma Theresia. Foto: Privatbesitz

 
 

In Geseke konnten weiterführende Schulen besucht werden.

 

Während der Geseker Schulzeit war Helmut [II] Mitglied in der KJG Geseke. Gruppenbetreuuer war der heutige Kardinal von München und Freising: Dr. Reinhard Marx - hinten links. Davor Helmut [II]. Zeltlager Eversberg ca 1974. Foto: Privatbesitz

 

 

Seit 1969 besucht Helmut [II] (vorn) das Geseke Gymnasium Antonianum. Ein ,,Wunderwerk" der Betonarchitektur der 60er und 70er Jahre. 1978 beschließt das Abitur diesen Ausbildungsabschnitt. Foto: Privatbesitz

 

 

 

 

 

 

 

 

Der kalte Krieg und die Ost-West-Konfrontation bestimmten auch die 70er Jahre. Wie bei den Vätern und Vorvätern verlangte der Staat einen Dienst von seinen jungen Männern. 1978/79 leistete Helmut [II] seinen Wehrdienst. Panzerlehrbrigade Munster. Foto: Privatbesitz

 

An der Uni Paderborn studiert Helmut [II] Deutsch und Geschichte. Das 1. Staatsexamen schließt diese Phase ab. Es folgt nach drei Jahren die Promotion zum Dr. phil. und anschließend folgt eine zweijährige Referendarzeit für das gymnasiale Lehramt in Paderbon. Foto: Privatbesitz

 

 Verbindung der Familien Mauermann (Helmut [II] )und Dörr (Beate), 1990 Störmede

Helmut (II) heiratet 1990 Beate Dörr aus Winnweiler.  Die Trauung findet in St. Pankratius zu Störmede statt. Pfarrer ist Helmuts Schulfreund Bernhard Schacht.

Verbindung der Familien Mauermann und Dörr. Portal der St. Pankratius Kirche Juni 1990. Foto: Privatbesitz

 

 

In der Familie werden drei Kinder geboren: Eva, Kathrin und Marion. Foto: Privatbesitz

 

 

Die junge Familie schafft sich ein Domizil in der Nähe Soests, wo die Kinder die weiterführenden Schulen besuchen können. 

 

 

 2004 verstarb viel zu früh unser geliebter Vater und Opa Helmut (I) im Alter von nur 66 Jahren. Die Familie war ihm stets das Wichtigste. Ein fleißigerer Mensch wird sich kaum finden lassen. Wir werden ihn nie vergessen. Die  Beisetzung fand in Störmede unter großer Beteiligung der Bevölkerung statt.

 

Helmut (I) Mauermann (1936-2004) Foto: Privatbesitz

Am 27. Janur 2024 verstarb viel zu früh unser geliebter Sohn, Bruder, Schwager und Onkel Uwe Mauermann. Uwe, ohne dich ist diese Welt eine andere!

Uwe Mauermann (1960-2024). Foto: Privatbesitz